Seit jeher von einem tiefen, undurchdringlichen Zauber beseelt, schreiten Dornenreich den Pfad ins innerste Ich weiter voran und spüren dem Umfassenden der Welt in künstlerischen Gesten nach. Stets gewandelt, stets im Geiste unverkennbar, entströmte den bisherigen Werken vom leidenschaftlich-impulsiven Frühwerk „Nicht um zu sterben“ (1997) über das aufwühlende, zutiefst fordernde „Her von welken Nächten“ (2001) bis hin zum 2006-er Geniestreich nebliger Klangmalerei, „Durch den Traum“, ein roter Faden, hinter dem der Drang der Österreicher nach Freiheit, Fantasie und Erleuchtung immer klar erkennbar blieb.
„In Luft geritzt“ präsentiert Jochen „Eviga“ Stock und Thomas „Inve“ Riesner, die Dornenreich seit 2006 gemeinsam führen, nun abermals von einer gänzlich anderen Seite: Akustisch instrumentiert, weigern sich die zehn Stücke dennoch hartnäckig, in das typische „Akustikalbum“-Korsett gepresst zu werden.
Vielmehr verrät schon der vielseitig deutbare Titel das Bestreben der Österreicher, Musik, Wort und Bild abermals zu einer gleichsam suchenden und fordernden Einheit zu gießen, die ebenso kraftvoll wie ungezwungen ertönt.
Der lyrische Inhalt des Albums wurde diesmal auf ein Minimum reduziert – Evigas wenige geflüsterte, geraunte, geschrieene oder gesungene Worte fügen sich mehr als Instrument denn als Gesang in das auf erstaunliche Weise ebenso fragile wie kraftvolle Songmaterial ein.
Schon im Albumtitel deuten Dornenreich dabei auf die magisch glühende Grenze zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, dringen vor in tieferes Sein – an einen Ort, an dem Körper, Geist und Seele vereint sind.
Eigens für den klanglichen Rahmen von „In Luft geritzt“ entstanden die Stücke live und gänzlich ohne technische Tricks in der Villa Stapf, einem alten Tiroler Gemäuer, um den Geist des Albums angemessen atmen und reifen zu lassen. Ein Procedere, das „In Luft geritzt“ einen intensiven (Raum-)Klang beschert und die Intention des Duos abermals hervorhebt.
Und wenn Inves seelenvolles Geigenspiel erklingt, Evigas fordernde Akkorde Bilder in die Luft ritzen, dann ist man ihm ganz nah, diesem alten Zauber, dem Eintritt in die Tiefe der Welt, in der Eros und Thanatos ihren ureigenen Tanz zelebrieren.
Titelliste
01. Drang
02. Unruhe
03. Jagd
04. Freitanz
05. Sehnlauf
06. Flügel in Fels
07. Meer
08. Aufbruch
09. Dem Wind geboren
10. Zauberzeichen