
Re-release des grandiosen Demos...
Meister Eck schrieb schon damals:
metalmessage.de (10/10)
Dieses 2001 gegründete Trio aus Münster liefert mit dem Debütalbum „Grátr“ eine kompositorisch ausgereifte und spielkulturell ziemlich hoch anzusiedelnde Angelegenheit ab, die man von einem unbekannten Newcomer dieser Art nicht erwartet hätte. Und davon waren wohl auch Prophecy Productions bzw. deren Sub-Label Lupus Lounge überzeugt – sie nahmen Helrunar vor kurzem unter Vertrag. Gut so, denn die Sehnsucht nach einem weiteren Schlag des talentierten Dreiers lässt mir nach einem formidablen Langspieler wie diesem so schnell sowieso keine Ruhe mehr. Der bisweilen depressiv und massiv schwermütig anmutende Pagan Black Metal der Band ist von faszinierender klanglicher Tiefe, die gleichfalls fesselnd wie packend gestalteten Songs graben sich mit Leichtigkeit durch den Geist der Hörer. Einschlägige und um diese Szene verdiente Berühmtheiten wie Satyricon, Secrets Of The Moon, Nagelfar und alte Kampfar fallen einem während des Hörens ebenso ein wie Negura Bunget oder die hier eher unbekannten Vintersemestre. Mut, Entschlossenheit und Kampfgeist sind aus „Grátr“, dieser überaus gelungenen und weit über dem Durchschnitt liegenden Scheibe ebenso schnell herauszuhören wie überlegene Besonnenheit – was für ein Mix.
Auch die jederzeit hoch spannende atmosphärische Dichte sticht sich mit einer zielsicheren Leichtigkeit ins Bewusstsein ein, wie eine heiße Stecknadel in Margarine versinkt. Ein perfekte Kombination aus hasserfüllter skandinavischer Schwarzmetallkunst und hymnisch akzentuierter Pagan Metal-Stilistik. Letzteres klingt nicht zuletzt immer mal wieder in heroischen Männerchören durch. Die vielen, mit auffallend versiert gezockten Gitarren erzeugten Melodien wirken absolut ungekünstelt und vollauf ehrlich, Helrunar geben sich hier nicht die geringste Blöße. Die von dunkelpoetischer Note getränkten Songtexte sind größtenteils in deutscher Sprache verfasst, und dazu sehr lesenswert. Doch nicht nur in Sachen Songwriting und instrumentell, auch gesanglich überzeugen mich Helrunar auf ganzer Linie: Betont abwechslungsreiche, stilvoll vokalisierte Kreisch- und mystische Klargesänge koalieren hier wirklich bestens mit der gebotenen Musik. Das Tüpfelchen auf dem i stellen diverse gesprochene Parts dar, begleitet von Akustikgitarren und bisweilen gar unterlegt mit Maultrommeln. Das Frontcover zeugt von ausgeprägter Naturverbundenheit, stimmungsvoller geht es fast nicht mehr.
Da kommt mir in den Sinn: Der Mensch, ein Lebewesen, welches die große Erdenmutter mehr und mehr schändet. Der Mensch braucht die Natur – sie ihn jedoch nicht. Deswegen wird sich eines fernen Tages alles von selbst erledigen und dieser lästige Parasit wird an seiner eigenen Gier zugrunde gehen. Der Mensch, an seinen Christengott glaubend, bezeichnet sich als die Krone der „Schöpfung“? Ha, Narrenkappe würde besser passen! Hierzu ein kleines Beispiel, welches mir beim letzten Waldspaziergang durch den Kopf ging: Eine Ameise, welche aus ihrem Kokon ausschlüpft, findet sich schon nach wenigen Momenten der Chitin-Verhärtung ihres Panzers augenblicklich in einem aus Millionen von Tieren bestehenden Staat zurecht und kennt schon nach kurzer Zeit ihre genaue Aufgabe inmitten aller anderen Artgenossen. Solche Ameisenstaaten, na, nehmen wir doch mal rote Waldameisen zum Beispiel, funktionieren absolut reibungslos. Futtersammler, Ammen, Soldaten, Kundschafter, Bau- und Brutpfleger sowie allerlei mehr kümmern sich um den Staat, welcher die Königin umgibt. Die soziale Gemeinschaft ist von beeindruckender Dichte. Kriege führen sie keine, da die einzelnen Staaten sich den anderen nicht zu sehr annähern. Auch leben diese superintelligenten Tiere mit ihrer natürlichen Umgebung in vollkommen harmonischem Einklang und auch sich „krank zu fressen“ kennen sie nicht.
Dagegen der „Mensch“: Für die Gesundheit der Mutter seit jeher risikoreich geboren und vom ersten Moment völlig hilflos. Völlig. Sieht nichts, hört nichts, versteht nichts. Sicher, die Wissenschaft beweist immer wieder, dass Babys sehr wohl zwischen allen möglichen Eindrücken bereits im Mutterleib zu unterscheiden imstande sind. Doch darauf möchte ich nicht hinaus – sondern darauf, dass es oft geschlagene 20 (!) Jahre lang dauert, bis Menschen in der Lage sind, selbständig zu leben und Entscheidungen zu treffen. Möchte man meinen. Doch die Realität sieht doch anders aus: Auch nach genanntem Zeitraum ist der bei weitem überwiegende Teil dieser mit Schande beladenen Spezies nicht annähernd dazu fähig, eine eigene Meinung, einen eigenen Geschmack, eine eigene Persönlichkeit aufzuweisen. „Sie“ laufen größtenteils mit der Masse, reden den Oberen ihrer Umgebung nach dem Mund und wenn sie das in manchen Fällen ganz besonders gut tun, dann machen sie „Karriere“. Was wiederum in den meisten Fällen dazu führt, dass Geld- und Machtgier überhand nehmen. Schon wären wir wieder beim Raubbau an der Erdenmutter angekommen. Die Luft verpestet, das Wasser, also Flüsse und Meere vergiftet, die Ozonschicht zerstört – welch ein beschämendes Werk. Und welch ein Leben. Für den Menschen. Also: Eine rote Waldameise ist wohl ungefähr 350mal kleiner als der Mensch, ihr Gehirn wahrscheinlich im selben Verhältnis, und doch sind diese Bodeninsekten uns in so vielen Dingen so immens überlegen. Und daher mag ich rote Waldameisen lieber als viele Menschen. Und daher bin ich lieber in meinem über alles geliebten Wald als an der Bar oder in der Kneipe – also dort, wo die allermeisten Menschen ihre vielen Gewissensbisse zu ertränken versuchen, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist: Im Einklang mit der Welt zu leben, in die man hineingeboren wurde. Will man also den wahren Charakter eines Menschen so richtig kennen lernen, dann gebe man ihm Macht. Veröffentlichungen wie „Grátr“ regen in hohem Maße dazu an, über solche relevanten Thematiken intensiv nachzudenken und in ihnen geradezu zu versinken. Eine großartige CD.
Markus Eck
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"Grátr", Helrunar's debut album, was released in a limited edition of 500 CDs back in 2003. By no means was this first sign of life the tentative steps of newbies in the world of pagan and black metal, nor were Helrunar searching for their own identity or the style that fits them best. No, the vision of the three musicians from Muenster/Germany was fully realized right from the start, and "Grátr" already contained all characteristics that would establish Helrunar as one of the genre's leading lights in the years to come: furious pagan/black metal hymns that are as catchy as they are aggressive, complete with an individual, philosophical and spiritual bend to their lyrics. Apart from that, Helrunar's debut set the standards the band easily met on their later releases: distinctive songwriting, expressive vocals, and powerful production values on top of it.
Hence, it is hardly surprising that songs from "Grátr" such as 'Seelenwinter', 'Ich bin die Leere', or 'Raune mit der Tiefe' are still ranking among Helrunar's absolute live favourites. No surprise, too, that many of Helrunar's die-hard fans consider "Grátr" as the band's best album, making the CD one of the most sought-after records of the whole scene.
To cater to these demands, "Grátr" will finally be re-released for the band's followers. The first 3,000 copies of this reissue will be presented in a graceful Digipak containing a bonus CD with another one of Helrunar's rare tracks, 'Hauch wird Sturm'!
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