"Saivo" unterfließt das Denken, es strömt durch unsere Adern wie ein Fluss, der in einen zeitlosen schwarzen See fließt. Hier treten Gestalten in Erscheinung, schemenhaft, rudernd mit totengleicher Geschwindigkeit.
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"Saivo", das ist in der Kultur der finnischen Samen eine der Totenwelten, in welcher die Verstorbenen ihr alltägliches Leben zufrieden und in Gesellschaft ihrer Familien und Vorfahren fortführen. "Saivo" ist zudem auch der Titel des neuen Tenhi-Albums, das nach vier Jahren akribischer Arbeit Ende November endlich seine Veröffentlichung erfährt.
Die lange Entstehungszeit des Albums ist dabei keine große Überraschung für jeden, der die Arbeitsweise der Band kennt und zu schätzen weiß. Gnadenlos verfolgen die Finnen ihre Vision bis ins Kleinste, so dass sämtliche Lieder immer wieder mit verschiedenen Arrangements überarbeitet oder durch neue Elemente ergänzt werden, bis wirklich alle Details eines Albums in das musikalische Gesamtbild passen. Auf "Saivo" bedienen sich Tenhi einer größtenteils gleichbleibenden Instrumentierung, die den Liedern Zusammenhang und Einklang spendet. Gitarre und Piano sind die vorherrschenden Instrumente, ergänzt werden diese zeitweise von Perkussion, Streichern und mehrstimmigen Gesängen, um eine melancholische Klangwelt zu malen, die sowohl von diesseitiger Trauer als auch jenseitiger Freude geprägt ist. Das Ergebnis ist ein im wahrsten Sinne des Wortes introvertiertes Album: Genau wie die Totenwelt Saivo – so der Glaube – nur durch einen Zugang unter doppelbödigen Seen zu erreichen ist und die Reise in ein gespiegeltes Diesseits führt, richtet sich der Blick auf Tenhis "Saivo" ebenfalls nach innen. Tyko Saarikko führt dazu aus: "Die größte Veränderung zu unseren vorherigen Alben besteht darin, dass die Klanglandschaften diesmal nicht direkt mit der uns umgebenden Natur verbunden sind. Auf diesem Album geben die Lieder Echos einer kargen inneren Welt wider, welche sicherlich Ähnlichkeiten mit der unseren Welt hat, dabei aber über ganz eigene Naturgesetze verfügt."