metalmessage.de (9/10)
Als sich Drummer Harald Magne Revheim und Bassist Stein Sund, ehemalige Musiker der norwegischen Kultbands Enslaved und Einherjer, 1998 mit Tastemann Nils Harald Revheim Johansen für eine gemeinsame neue Truppe zusammentaten, hatte das Schicksal hohe Karten gemischt. So war den Beteiligten die stilistische Marschroute schnell klar: Betont eigenständiger und opulent ausarrangierter Viking Metal klassischer Machart sollte es sein. Zudem gleichsam hochepisch inszeniert und vollauf von kämpfermutig gestimmten Tonfolgen beseelt. Als dann im Millenniumsjahr 2000 endlich das Debütalbum „Blood Of Your Soul“ erschien, hatten der Verfasser dieser Zeilen und nicht wenige andere ernsthafte Viking Metal-Anhänger ihre helle Freude daran. Nachfolgend, und das ganz besonders nach dem ersten Labelwechsel, wurden Thundra von so einigen Schwierigkeiten gebeutelt, welche die bemerkenswert tapfere Norwegerhorde jedoch nicht aufhalten konnten. Viel zu stark ist das Verlangen der Gruppe bis heute, ihrer speziellen kreativen Vision kunstvolle Entsprechung zu verleihen.
Und nach längerer Pause schleudern Thundra jetzt ihren dritten prächtig angefertigten Nordlangspeer auf eure Ohrenpaare ab – was einzig und allein ein musikalischer Volltreffer werden kann! Denn in Form von „Ignored By Fear“ gelang dem beständigen Quintett ein durchweg wonnig-mächtiges Studioalbum, auf welchem die allerbesten Momente bisherigen skandinavischen Heidenstahls so stolz wie bravourös zitiert werden. Der Plattentitel der aktuellen Scheibe ist lyrisches Programm bei Thundra 2009. Und „Ignored By Fear“ kommt gegenüber dem immens düster gehaltenen 2005er Vorgänger „Worshipped By Chaos“ erfreulicher Weise sehr viel melodischer und auch oftmals beschwörend hymnisch daher. Dermaßen großen Abwechslungsreichtum, auch auf emotionalem Sektor, bieten nur noch die Wenigsten. Und der fitte Fünfer um Bandboss Sund fährt hier sogar die ganze Bandbreite an tiefgründiger Dramaturgie auf – unzählige Passagen dieses so herrlich komplexen Albums sind zutiefst berührender Natur. Hochspannend progressive, majestätisch bombastische und auch anmutig atmosphärische Nuancen inklusive, welche Thundra ebenfalls auf spielkulturellem Spitzenniveau feierlich triumphal zelebrieren. Meisterlich erhaben und immens inbrünstig erklingen dazu auch all die aufwühlend heroisch phrasierten Klargesänge von Thundra-Vokalist Steven Grindhaug. Mit solcherlei köstlich inniglichen Phonationen weiß Grindhaug seinen anstachelnd aggressiv gekreischten Parts immer wieder leckere Sahnehäubchen aufzusetzen, auch wenn er mich persönlich nicht immer restlos zufrieden stellen kann mit seinen auf die Dauer doch etwas monoton tönenden Growl-Auswürfen.
© Markus Eck