"Agape" – die nicht-körperliche, aufopfernde Liebe – ist das grundlegende Konzept, auf dem sich das dritte Album von Lantlôs gründet. Nachdem der Vorgänger ".neon" eine geradezu gewalttätig negative Auseinandersetzung mit der Trinität Realität-Wahrnehmung-Selbst darstellte und textlich und musikalisch in surrealen, kalten Visionen schwelgte, zwingen Lantlôs auf "Agape" diese Visionen nun in neue Bahnen.
Das beklemmende Element der düsteren Realitätsflucht ist einer neuen lyrischen Dimension gewichen: warme, sehnsuchtsvolle Zeilen stehen im starken Kontrast zu den brutalen Visionen, die den feinen Grat zwischen Liebe und Perversion nachzeichnen. Dieser Kontrast wird auf "Agape" musikalisch perfekt umgesetzt: Drückende Gitarrenwände wechseln sich mit sanften Akustik-Passagen ab, die Tempi schwanken zwischen schleppend und schreitend. "Agape" überrascht zudem mit ausufernden instrumentalen Passagen in schmeichelnder, warmer Atmosphäre, die auch vor Jazz nicht zurückschrecken. Konterkariert durch den harschen, seltsam kalten Gesang von Neige (Alcest), wirken die Kompositionen sinnentleert, beklemmend und trist: Das Schöne verkehrt sich ins Gegenteil.
Der in Lyrik und Musik trefflich umgesetzte Widerspruch wird durch das begleitende aufwändige gestalterische Konzept vervollständigt. "Agape" beeindruckt visuell durch die von Herbst selbst gemalten Bilder, die sowohl eigenwillige Gedankenfetzen als auch beklemmende Visionen in sich vereinigen.
"Agape" ist einerseits eine radikale Entfernung vom Post Black Metal, gleichwohl aber auch (s)eine konsequente Weiterentwicklung. In sich selbst ein offener Widerspruch in lyrischer, musikalischer und visueller Dimension, stellt dieses Werk einen Ringschluss dar und neutralisiert sich gleichzeitig selbst. Zurück bleibt Leere einer neuen Qualität.
1. Intrauterin
2. Bliss
3. Bloody Lips And Paper Skin
4. You Feel Like Memories
5. Eribo - I Collect The Stars
